Während moderne Gewehre mit modularen Plastikteilen und endlosen Tuningoptionen locken, bleibt das G3 stur bei sich selbst: Ein Gewehr aus Stahl, gebaut für klare Ansagen. Es verlangt nicht nach einem „User“, sondern nach einem Schützen, der es führt. Es will entschlossen behandelt werden. Wer’s unterschätzt, bekommt Rückstoß und Ladehemmung. Wer’s beherrscht, bekommt Präzision und Zuverlässigkeit.
Der Walzenverschluss – präzise, aber nicht unfehlbar
Das G3 arbeitet mit einem verzögerten Masseverschluss, bei dem zwei Walzen den Verschlusskopf beim Rücklauf abbremsen. Dieses System ist mechanisch clever – es erlaubt eine präzise Steuerung des Rückstoßes, ohne auf Gasdruck umzuleiten wie bei vielen anderen Gewehren. Aber: Robust wie eine Kalaschnikow ist es nicht. Die Ausbilder haben es uns immer eingebläut:
„Das G3 verzeiht keine Sauerei.“
Schlamm, Staub oder schlecht gereinigte Patronenlager können zu Zuführproblemen oder Auszieherversagen führen. Wer also dachte, das Gewehr sei „pflegeleicht“, hat schnell gelernt: Ein G3 braucht Führung – und Pflege.
Ich habe mir eine dieser Lizenzfertigungen für den zivilen Markt gekauft: Beim PTR-91 passen die originalen Bauteile des G3 nicht, so dass es auch unmöglich ist, es zur vollautomatischen Waffe umzubauen. Trotzdem bleibt der Verschluss der Waffe ziemlich genial: Es ist nämlich rein rechnerisch sehr schwierig, einen Masseverschluss für Gewehrpatronen zu bauen, denn der würde mehr als 30kg wiegen, was für ein Sturmgewehr recht unhandlich wäre. Der rollengestützte Masseverschluss blockiert solange, bis der maximale Gasdruck aufgebaut ist und entriegelt dann die Walzen, so dass der Repetiervorgang beginnenen kann.
Für mich persönlich ist es – dank gründlicher Ausbildung – die Waffe, die ich am besten kenne. Ich kann sie im Halbschlaf zerlegen, reinigen und wieder zusammensetzen. Und damit treffe ich immerhin noch halbwegs auf 400 Meter. Auch wenn ich als Offizier die Schützenschnur längst nicht mehr tragen darf, mit dem G3 traue ich mich immer ins Feld.
In einer Weiterbildung habe ich bei kompetenten Unteroffizieren die Ausbildung am G36 genossen. Neben mir auf der Zeltbahn ein Oberstabsarzt: „Das ist das erste Mal, dass ich eine Waffe in den Händen halte.“ – Ja, das G36 ist ein Lego-Gewehr: leicht, präzise, effizient. Die Schießergebnisse sind besser. Und trotzdem: Die G3-Patrone – 7,62×51 mm NATO oder .308 Winchester – geht durch Wände. Wer da Deckung sucht, hat Pech. Nicht umsonst ist diese Patrone eines der gängigsten Jagdkaliber: Sie tötet zuverlässig alles, was auf der nördlichen Hemisphäre lebt, von Rehwild über Elch bis zur gegnerischen Ideologie.
Fazit
Im Einsatz in Afghanistan haben wir uns das G3 zurückgewünscht – und wir haben es bekommen. Die dicken Lehmwände, hinter denen die Aufständischen sich verschanzten, hielten dem .223-Remington-Kaliber stand. Für das große Kaliber waren sie kein Problem.
Ich finde Fortschritte in der Technik großartig. Aber im Feld geht es nicht um Ergonomie oder Gewicht – es geht um Durchschlagskraft und Wirksamkeit.
Technische Daten
Merkmal | Daten |
---|---|
Hersteller | Heckler & Koch, Lizenzfertigung weltweit |
Modell | G3A3 / G3A4 (Klappschaft) |
Kaliber | 7,62 × 51 mm NATO (.308 Win) |
Funktionsprinzip | Rückstoßlader mit verzögertem Masseverschluss (Walzenverschluss) |
Feuermodi | Einzelfeuer, Dauerfeuer (G3A3) |
Magazinkapazität | 20 Schuss (Stahlblech- oder Alu-Magazin) |
Lauflänge | 450 mm |
Gesamtlänge | ca. 1025 mm (G3A3), ca. 840 mm (eingeklappt, G3A4) |
Gewicht (leer) | ca. 4,4 kg |
Visier | Dioptervisier, einstellbar (100–400 m) |
Kadenz | ca. 500–600 Schuss/min (theoretisch) |
Mündungsgeschwindigkeit | ca. 800 m/s |
Effektive Reichweite | ca. 400–600 m mit Visier, bis 800 m mit Optik |
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