- Du partitionierst vier Platten mit
fdisk(odersgdisk, wenn du modern bist). - Du baust mit
mdadmein RAID10 (oder RAID5, wenn du Risiken magst):mdadm --create /dev/md0 ... - Du initialisierst das RAID-Device für LVM:
pvcreate /dev/md0 - Du erstellst eine Volume Group:
vgcreate storage_vg /dev/md0 - Du schneidest dir ein Logical Volume raus:
lvcreate -n daten_lv -L 500G storage_vg - Du formatierst das Volume:
mkfs.ext4 /dev/storage_vg/daten_lv - Du hoffst, dass keine Bits umkippen, denn
ext4merkt davon nichts (keine End-to-End-Checksums). - Snapshots? Klar, LVM-Snapshots. Die Dinger, die Performance kosten und den Platz fressen, als gäb’s kein Morgen.
Das sind sechs verschiedene Tools und Technologie-Layer (Partition, MD-RAID, PV, VG, LV, ext4), die voneinander kaum etwas wissen. Ein fragiler Turm aus Abstraktionen.
Was wir hatten: ZFS
ZFS ist kein Dateisystem. Es ist ein integrierter Storage-Stack. Es ist Filesystem und Volume-Manager in einem. Es macht nur eine Annahme: “Gib mir ganze Platten (oder Partitionen), ich kümmere mich um den Rest.”
Kern-Features:
- Pooled Storage: Alle Platten kommen in einen “Pool”. Keine Partitionen, keine Volumes. Du erstellst “Dateisysteme” (
zfs create), die sich den Platz dynamisch teilen. - Copy-on-Write (CoW): Daten werden nie überschrieben. Neue Daten werden woanders hingeschrieben, dann wird der Pointer umgehängt. Das macht Snapshots quasi kostenlos.
- Integrität: JEDER Block hat eine Checksumme. ZFS weiß immer, ob deine Daten korrupt sind (Bit Rot). Wenn du Redundanz (Mirror/RAID-Z) hast, repariert es das im Hintergrund automatisch.
Die ZFS CLI: Eleganz statt Gebastel
Vergleichen wir das 6-Schritte-Linux-Desaster von oben mit ZFS.
Szenario 1: Komplexer Pool (RAID 10 / Mirrored Stripes)
Du hast vier Platten (sda bis sdd) und willst ein performantes, redundantes RAID 10.
- Linux: Siehe die
mdadm+pvcreate+vgcreate+lvcreate+mkfsOrgie oben. - ZFS (Eine Zeile):Fertig. Der Pool ist gemountet unterBASH
1 2 3# Erstellt einen Pool "tank", der ein Stripe (RAID 0) # aus zwei Mirrors (RAID 1) ist. zpool create tank mirror /dev/sda /dev/sdb mirror /dev/sdc /dev/sdd/tank. Er ist redundant. Er ist schnell.
Szenario 2: Snapshots und Rollback Du willst ein riskantes Deployment machen.
Dateisystem erstellen (Dataset):
BASH1 2 3# Erstellt ein separates Dateisystem für das Projekt, # auf dem wir Quotas etc. setzen könnten. zfs create tank/mein_projektDer Snapshot (kostenlos, sofort):
BASH1zfs snapshot tank/mein_projekt@vor-deployment…Deployment geht katastrophal schief. Alles brennt…
Der Rollback (sofort):
BASH1 2# Setzt ALLES im Dateisystem auf den alten Stand zurück. zfs rollback tank/mein_projekt@vor-deploymentKein “Restore from Backup”. Kein Gefrickel. Nur ein Befehl.
Was Linux stattdessen tat: Ein Trauerspiel
Die Linux-Welt sah ZFS (lizenziert unter der GPL-inkompatiblen CDDL) und rief “Das wollen wir auch! Aber anders!”
Der unselige ReiserFS: Der erste Versuch, “etwas Besseres” als ext3 zu bauen. Es war schnell bei kleinen Dateien (Namesys-Slogan: “Your data is our data, your journal is our journal” – wie ironisch). Es war berüchtigt für seine Fähigkeit, ein Dateisystem bei Fehlern komplett zu schreddern. Es endete als technische Sackgasse, deren Name heute mehr für Kriminalgeschichte als für Kernel-Code steht.
Btrfs (Der “Wir-haben-ZFS-zuhause”-Kandidat): Die große Hoffnung. Von Oracle (ironischerweise) gestartet, um ZFS auf Linux zu ersetzen. Btrfs ist auf dem Papier ZFS: CoW, Snapshots, integriertes RAID, Checksums. Das Problem? Nach über 15 Jahren Entwicklung ist das Gefühl immer noch: “Es ist fast fertig.” Der RAID5/6-Modus war jahrelang als “instabil” verschrien und konnte Daten fressen (das berüchtigte “Write Hole”, das ZFS nie hatte). Es ist der ewige Beta-Test, während ZFS (via OpenZFS) auf Linux, FreeBSD und macOS einfach stabil läuft.
Fazit
Wir hatten eine fertige, brillante Enterprise-Storage-Lösung (ZFS), die auf Commodity-Hardware läuft.
Weil die Lizenz nicht passte, haben wir im Linux-Lager über ein Jahrzehnt damit verbracht: a) Einen fragilen 6-Lagen-Flickenteppich (mdadm/LVM) zu perfektionieren. b) Einen Klon (Btrfs) zu bauen, der 15 Jahre brauchte, um “vielleicht stabil” zu sein.
Das ist Technologie-Amnäsie in Reinform.
Quellen und Links
Dieser Artikel ist der Auftakt zur Serie “Technologie-Amnäsie”. Alle Türchen findest du unter /tags/techamnesia.

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