Checkliste Bergtour
Eine eintägige Bergwanderung im Hochgebirge kann atemberaubend schön, aber auch fordernd und risikobehaftet sein. Wer sich gut vorbereitet, legt den Grundstein für ein sicheres und genussvolles Erlebnis. Dazu gehört nicht nur die Wahl einer geeigneten Route, sondern auch ein Blick auf die Wetterlage, eine sorgfältige Ausrüstung und das Verständnis für alpine Gefahren. In diesem Artikel gehen wir Schritt für Schritt durch die wichtigsten Punkte der Vorbereitung – von der Kartenrecherche über die Wetterprognose bis hin zur Packliste für den Rucksack.
Tip
Mit einer Bergwanderung tust du richtig was für die Fitness: Mit einer dreistündigen Tour habe ich locker meine Trainingsziele an Intensivminuten, Stockwerken und Aktiv-Kalorien für die ganze Woche erreicht. Wichtig ist aber eine Akklimatisierung an die Höhe (z.B. Anreise am Vortag auf 1.500 Meter) und genug trinken in der trockenen Höhenluft.
Planung
Eine gute Tour beginnt lange vor dem ersten Schritt. Der gewählte Startpunkt sollte gut erreichbar sein – idealerweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, um flexibel und umweltfreundlich unterwegs zu sein. Achte bei der Zeitplanung auf realistische Gehzeiten: Im Aufstieg rechnet man mit etwa 2 km/h, im Abstieg mit 4 bis 5 km/h, je nach Gelände. Pausen, Fotostopps und unvorhergesehene Verzögerungen gehören mit eingeplant. Es gibt zahlreiche Apps zur Planung, für die Schweiz ist die Website Swisstopo die erste Wahl.
Die Rega-App sollte vor der Tour installiert und konfiguriert sein – inklusive Standortfreigabe. Lade das Handy vollständig auf und nimm ggf. eine Powerbank mit Ladekabel mit. Informiere eine Vertrauensperson über die geplante Route und die Rückkehrzeit. Notiere wichtige Notfallkontakte auf Papier oder in der Regenjackentasche – für den Fall, dass das Handy ausfällt.
Tip
Ehrlich gesagt gehe ich tausendmal lieber den Berg hoch und nehme die Bahn für den Rückweg. Das schont nicht nur die Knie, sondern auch die Nerven – denn bergab bedeutet Konzentration bis zum Schluss. Wer müde wird und einen falschen Tritt macht, landet schnell unsanft.
Wetter
Im Hochgebirge kann das Wetter innerhalb weniger Minuten umschlagen – von strahlendem Sonnenschein zu Nebel, Gewitter oder Graupelschauer. Eine stabile Prognose ist keine Garantie. Daher lohnt sich vor der Tour ein gründlicher Blick auf die Wetterentwicklung – am besten mit der MeteoSwiss-App, die zuverlässige Bergwetterprognosen und Warnungen liefert. Auch unterwegs sollte man den Himmel beobachten und bei ersten Anzeichen eines Wetterumschwungs nicht zögern, umzukehren oder Schutz zu suchen. Wer das Wetter unterschätzt, bringt sich schnell in echte Gefahr.
In dichtem Schneetreiben oder Nebel kann selbst die Orientierung im Gelände zum Problem werden. Ohne klare Sicht ist es oft unmöglich zu erkennen, ob man sich bergauf oder bergab bewegt. Konturen verschwimmen, Wege sind verweht, Markierungen nicht mehr sichtbar. Wer dann keine Karte, GPS oder Ortskenntnis hat, riskiert, die Orientierung zu verlieren oder in absturzgefährliches Gelände zu geraten. Solche Bedingungen sind ein guter Grund, die Tour abzubrechen oder erst gar nicht zu starten – selbst wenn am Talboden noch alles harmlos wirkt.
Unterkühlung (Hypothermie)
Auch bei Plusgraden kann es zur Unterkühlung kommen – etwa durch Wind, Nässe oder Erschöpfung. Erste Anzeichen sind Zittern, unsicherer Gang und mentale Verlangsamung. Wird es schlimmer, kommt es zu Koordinationsstörungen, Bewusstseinstrübung und schließlich zum gefährlichen Stadium ohne Zittern. Im letztem Stadium sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit stark. Daher, sobald wie möglich: Raus aus der nassen Kleidung, rein in etwas Trockenes, Windschutz organisieren, warmhalten – aber ohne Reibung oder Bewegung. Süßer Tee kann helfen, wenn die betroffene Person ansprechbar ist.
Im Hochgebirge kann es selbst im Sommer empfindlich kalt werden – vor allem bei Wind, Nässe oder im Schatten. Wer beim Aufstieg stark schwitzt und am Gipfel in nasser Kleidung steht, kühlt schnell aus. Das kann zu Muskelzittern, Kraftverlust und im Extremfall zu Unterkühlung führen. Deshalb gilt: Schichtprinzip, atmungsaktive Kleidung und immer trockene Ersatzwäsche einpacken. Ein warmer Pullover oder eine Isolationsjacke gehören auch bei kurzen Touren ins Gepäck – sie entscheiden im Zweifel über Komfort und Sicherheit.
Ausrüstung
- Bergschuhe – Ohne festes Schuhwerk geht man nicht auf den Berg. Punkt.
- Regenjacke – Bei extremen Wetterbedingungen ist es wichtig, sich schützen zu können.
- Fleecemütze – Alternativ Wollmütze gegen kalten Wind.
- Pullover und
- Ersatzwäsche – Am Gipfel ist man oft verschwitzt. Ohne trockene Kleidung kann es schnell kalt werden.
- Handschuhe – Schützen vor Kälte, Wind und Verletzungen.
- Sonnenbrille – Vor allem bei Schnee wichtig, um Schneeblindheit zu vermeiden.
- Sonnenschutz (Creme, Hut) – Die Sonne ist in der Höhe intensiver.
- Pickel – Zum Selbstaufhalten bei Sturz auf Firn oder Altschnee; sichere Handhabung erfordert Übung (z. B. SAC-Kurse).
- Erste-Hilfe-Set – Gehört in jeden Rucksack.
- Karte – Alternativ GPS oder Offline-Karte auf dem Handy
- Stirnlampe – Für alle Fälle, auch wenn nur eine Tagestour geplant ist.
- Notfallpfeife / Signalspiegel
- Wasser
- Proviant
Apropos festes Schuhwerk: Wie man seine Schuhe richtig schnürt, dass sie auch bei Nässe oder Eis nicht aufgehen (was in den Bergen wieder eine Unfallgefahr darstellt), zeige ich im Video.
Alkohol am Berg
Der Gipfelschnaps hat Tradition – und einen Haken: Er macht nicht fitter, sondern blöder. Trotzdem wird in den Bergen erstaunlich oft und erstaunlich früh gesoffen. Manche glauben ernsthaft, das helfe beim Energieaufbau. Vielleicht kurzfristig – aber sicher nicht beim Abstieg. Ich selbst trinke selten und wenn, dann bewusst. Am Berg merke ich sofort, wie sich Alkohol auf meine Erholung und Kondition auswirkt: Statt munter und fokussiert bin ich am nächsten Tag müde, langsam und genervt. Kein Wunder – der Körper kämpft mit Höhenluft, Anstrengung und Flüssigkeitsverlust, und dann kippt man ihm noch Ethanol obendrauf? Für mich gilt: Kein Alkohol über der Baumgrenze. Das Bier gibt’s im Tal, wenn die Schuhe aus sind und der Kopf wieder in Sicherheit.
Fazit
Schon Ötzi, der Mann aus dem Eis, ist mit Sandalen ins Hochgebirge gegangen – und dort gestorben. Und der war sicher zäher als wir und wusste, was er tat. Heute haben wir bessere Karten, bessere Ausrüstung, präzisere Wetterprognosen und einen Helikopter, der im Notfall kommt. Diese Möglichkeiten sollten wir nicht nur als Komfort sehen, sondern als Chance, verantwortungsvoller und sicherer unterwegs zu sein. Wer vorbereitet loszieht, erlebt mehr – und kommt auch wieder heil zurück.