Kreativ mit KI
Kaum eine Informationstechnologie hat in den letzten Jahrzehnten so viel Aufmerksamkeit auch beim breiten Publikum erzeugt, wie Machine Learning, im Volksmund auch Künstliche Intelligenz genannt. Von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ist besonders der Generative Transformer als ChatGPT, Claude oder Copilot extrem beliebt.
Der Computer ist auch nur ein Mensch
Der Computer, mit dem man sprechen kann, ist seit jeher Folklore in der Science-Fiction-Literatur, sei es als HAL oder Deep Thought. Während Kritiker davor warnen, den Computer zu sehr zu vermenschlichen, sollte man sich vor Augen halten, dass gerade dieses Feature das Benutzererlebnis verbessert und die Schwelle für unbedarfte Benutzer deutlich senkt, mehr noch, als es die Einführung der grafischen Benutzerobefläche (GUI) je vermocht hatte.
Suchmaschine
Der Dialog und die automatische Zusammenfassung haben längst die traditionelle Suchmaschine überholt. Selbst mit ungeschickt formulierten Prompts kann ich bereits fundierte Erklärungen bekommen. Und viel besser noch: Zum Googeln eines Begriffs musste ich ja immer den Begriff selbst kennen. Jetzt kann ich auch umgekehrt suchen – im Stil von:
„Da gibt es diese Dinger, die man … Wie heißen die gleich?“
Das Modell hilft mir, Lücken zu füllen, statt mich für sie zu bestrafen.
Verstehen lernen statt auswendig pauken
Ein großes Sprachmodell kann dir den Artikel nicht abnehmen – aber es kann ihn für dich aufschließen. Du liest z. B. einen mathematischen Wikipedia-Artikel. Die Formeln stehen da, die Begriffe auch – aber was fehlt, ist der Zugang.
Das LLM hilft:
- Begriffe werden auf deinem Level erklärt
- Du bekommst passende Analogien, Beispiele und Visualisierungsideen
- Rückfragen beantwortet es geduldig – beliebig oft
Verstehen bleibt deine Aufgabe – aber das Modell ist dein Coach, nicht dein Lehrer.
Endlich keine Ausreden mehr
Nichts langweilt mich als Programmierer mehr, als Doku zu schreiben. Aber: Das LLM, das mir schon beim Coden geholfen hat, kennt den Code – inklusive Tests, Randfälle und Architektur.
Es schreibt mir:
- ein README im Open-Source-Stil
- mit klarer Struktur, Beispielen und Badges
- sprachlich passend zum Projekt, ob technisch oder ironisch
Ich muss es nur noch reviewen. Und ganz ehrlich: das macht mir fast schon Spaß.
Besser schreiben ohne rot unterschlängelte Scham
Die Zeiten von Dudenkorrektor sind vorbei. Heute flüstert mir das LLM stilistische Vorschläge, korrigiert Fehler im Vorbeigehen – und macht meine Texte besser.
- Keine Wiederholungen, klarere Aussagen
- Flüssigere Übergänge
- Mutigeres Schreiben, weil ich weiß, dass ich es danach noch schleifen kann
Ich schreibe nicht weniger – ich schreibe mutiger.
Vom Geistesblitz zur fertigen Illustration
Ich habe eine Idee für ein Bild, Comic oder Meme. Ich kann oder will gerade nicht zeichnen. Stattdessen beschreibe ich:
- Stil (z. B. Holzschnitt, Cyberpunk, Kinderbuch)
- Szene und Details
- Textanteile (z. B. Sprechblasen)
Und bekomme meist nach ein paar Versuchen genau das, was ich mir vorgestellt habe. Früher hätte ich Textteile noch manuell bearbeitet – heute klappt das zu 99 % automatisch.
Früher Photoshop, heute Enter.
Fazit
Viele warnen davor, dass durch den Einsatz von KI das eigene Denken verkümmert. Das Gegenteil ist der Fall: Seit ich regelmäßig große Sprachmodelle nutze, ist mein Alltag nicht ärmer, sondern reicher geworden – voller Ideen, voller Tempo, voller Aha-Momente. Was nachgelassen hat? Meine Geduld für repetitive Aufgaben. Und ehrlich: Wer will die zurück?
KI als Ideenverstärker Früher habe ich stundenlang Skizzen gemacht, recherchiert, an Formulierungen gefeilt. Heute kann ich Gedanken in Sekunden visualisieren, ausprobieren, iterieren – und bin schneller im Flow. Das Resultat: Mehr Output, mehr Mut, mehr Überraschung.
Lernen am kreativen Feedback KI zwingt mich, meine Fragen klar zu stellen, meine Gedanken zu strukturieren, meine Wünsche zu präzisieren. Und sie zeigt mir Alternativen, auf die ich selbst nie gekommen wäre. Das ist kein Denken auslagern – das ist Denken vertiefen.
Ich bin kein Maschinenbediener mehr Was ich früher manuell machen musste – stupide Formulare, Daten umformatieren, langweilige Wiederholungen – übernimmt heute ein paar Zeilen Code oder eine kurze Anfrage. Meine Energie geht in Neues, nicht in Wiederholung.
Kreativität als Kollaboration Ich sehe KI nicht als Werkzeug, sondern als kreativen Sparringspartner. Ich werfe etwas rein, bekomme etwas zurück, reagiere, verbessere, erfinde weiter. Es ist ein Ping-Pong-Spiel der Ideen. Und ich verliere dabei nie.
Verkümmert? Im Gegenteil! Die Vorstellung, KI würde unsere Fähigkeiten verkümmern lassen, basiert auf einem Missverständnis: Dass Kreativität durch Notwendigkeit entsteht. Das Gegenteil ist richtig: Freiheit von Notwendigkeit setzt Kreativität erst frei.