Kochen mit KI

Kochen mit KI

May 6, 2025·
Karsten
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Das Internet ist voll von Rezepten. Tausende Varianten für jede erdenkliche Mahlzeit, oft garniert mit langen Einleitungen, Zutatenlisten und Kochphilosophien. Doch wer kennt es nicht: Man steht mittags hungrig in der Küche, der Blick wandert durch den Kühlschrank – ein paar Reste, nichts Besonderes. Jetzt noch stundenlang nach dem passenden Rezept suchen? Eher nicht. Gerade für preisbewusste, pragmatische Köche ist das frustrierend. Was fehlt, ist ein smarter, schneller Helfer.

Laptop in der Küche

Hier kommen die generativen Sprachmodelle – landläufig als KI bezeichnet – ins Spiel. Im Folgenden verwende ich einfach “Modell” und meine damit einfach ChatGPT, wobei ich die Version 4-o verwende. Analog gilt alles hier gesagte natürlich auch für Deepseek, Copilot, Claude, Gemini und so weiter.

Ein Blick in den Kühlschrank

Ich mach den Kühlschrank auf und schaue, was noch da ist. Eine halbe Paprika, ein paar Eier, etwas altes Brot – klingt erstmal nicht nach einem Festmahl. Aber genau das werfe ich ins Modell, als Prompt: „Was kann ich daraus kochen?“ Und zack, kommt eine Idee zurück. Kein Scrollen, kein Foodblog-Roman davor, keine Werbung. Nur eine einfache Antwort: Mach doch arme Ritter mit Paprika-Rührei.

Aus einer halben Paprika, drei Eiern und altem Brot lässt sich ein einfaches Gericht zubereiten: Arme Ritter mit Paprika-Rührei. Die Brotscheiben werden in verquirlten Eiern eingeweicht und in der Pfanne gebraten. Aus den restlichen Eiern und der gewürfelten Paprika wird ein Rührei zubereitet. Beides zusammen servieren.

So einfach geht das mit der Resteverwertung. Das Modell wird auch nicht müde, wenn ich lieber eine andere Variante haben möchte. Ich kann einfach erneut fragen; hier ist die Zufallskomponente wirklich hilfreich.

Variationen auf Huhn-Moll

Anderntags wollte ich für Gäste kochen. Ich hatte diesmal sogar schon eingekauft: Hühnerbrust, Paprika, Ananas, Möhren – der Plan war Hühnchen süß-sauer. Ich weiß ungefähr, wie das geht, aber so richtig authentisch? Keine Ahnung. Also frage ich das Modell: „Wie bekomme ich süß-saures Hähnchen so hin, dass es schmeckt wie beim Chinesen?“ Und wieder: keine Umschweife, keine Story über Großmutters Wok, sondern direkt ein paar brauchbare Tipps:

Für ein authentisches süß-saures Hähnchen empfiehlt sich Folgendes: Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden, leicht salzen, mit Stärke bestäuben und knusprig anbraten. Sauce separat aus Ananassaft, Reisessig, Zucker, Ketchup, Sojasauce und etwas Stärke anrühren und kurz aufkochen. Gemüse nur kurz anbraten, damit es bissfest bleibt. Am Ende alles zusammenführen und die Sauce untermengen.

Kaum ist der Plan geschmiedet, kommt die nächste Nachricht: Zwei Gäste verzichten diesen Monat auf Fleisch. Also muss ein vegetarisches Gericht her – möglichst ohne alles über den Haufen zu werfen. Ich frage das Modell: „Wie ersetze ich das Hähnchen in meinem süß-sauer-Rezept vegetarisch, ohne dass es fad wird?“ Und wieder liefert das Modell in Sekunden eine brauchbare Antwort.

Als Ersatz für Hähnchen eignen sich Tofu, Tempeh oder paniertes Gemüse (z. B. Blumenkohl, Aubergine oder Zucchini). Wichtig ist die Zubereitung: Tofu gut ausdrücken, würzen, mit Stärke bestäuben und knusprig braten. Alternativ Gemüse in Stücke schneiden, panieren und frittieren oder anbraten. Die restlichen Schritte bleiben identisch: Gemüse anbraten, Sauce zubereiten, alles zusammenführen.

Mit diesen Gedanken gehe ich rasch noch einkaufen und schaue, was überhaupt noch da ist. Kein fester Plan, nur ein paar Optionen im Kopf. Tofu? Tempeh? Vielleicht auch einfach Brokkoli oder Aubergine. Ich bin offen – das Modell hat mir ja ein paar brauchbare Ideen gegeben. Und genau das ist der Punkt: Es geht nicht darum, dass mir das Modell alles abnimmt. Es geht darum, dass ich schneller zu einer guten Entscheidung komme.

Auf kulinarischer Reise

Ein anderes Mal hatte ich Lust, etwas Neues auszuprobieren. Ich hatte ein klassisches Rezept für geschmorte Karotten mit Kartoffeln und Zwiebeln – ziemlich gutbürgerlich. Aber mir war eher nach etwas Würzigem, vielleicht in Richtung Marokko. Also frage ich das Modell: „Wie kann ich dieses Gericht mit einfachen Mitteln marokkanisch abwandeln?“ Und siehe da – auch dafür gibt’s in Sekunden ein paar stimmige Vorschläge.

Um ein einfaches Möhren-Kartoffel-Gericht marokkanisch zu interpretieren, empfiehlt sich: Gewürze wie Kreuzkümmel, Zimt, Paprika, Kurkuma und Koriander verwenden. Zwiebeln mit Knoblauch und Gewürzen anbraten, dann Gemüse zugeben. Optional etwas Tomatenmark, Kichererbsen und getrocknete Aprikosen ergänzen. Mit Gemüsebrühe schmoren, mit frischem Koriander oder Petersilie servieren.

Ich war sofort begeistert – Kreuzkümmel, Zimt, getrocknete Aprikosen, das klang nach genau dem richtigen Dreh. Beim Würzen greife ich beherzt ins Regal, denke „Paprika passt immer“ – und merke erst beim Probieren, dass ich versehentlich Harissa-Paste erwischt habe. Na gut, dann ist’s halt marokkanisch mit Feuer. Auch das hätte mir das Modell vorher sagen können, wenn ich gefragt hätte. Aber manchmal gehört ein kleiner Fehlgriff einfach dazu.

Fazit

Große generative Sprachmodelle sind keine besseren Köche, aber ziemlich gute Küchenassistenten. Sie haben kein Bauchgefühl, aber Zugriff auf unendlich viele Kombinationen. Sie schmecken nicht ab, aber sie helfen mir, schneller ins Tun zu kommen – ob ich spontan was aus Resten mache, ein Rezept anpassen muss oder einfach neue Ideen suche. Und manchmal brauche ich nur einen Anstoß – den Rest mache ich dann schon noch selbst.