Architekturmanifest
Inspiriert von erhellenden Gesprächen mit klugen Menschen habe ich begonnen, meine Prinzipien als Softwarearchitekt zu reflektieren. Herausgekommen ist dieses kleine Manifest – eine Sammlung von Haltungen, die mir für die tägliche Arbeit wichtig sind.
Start small. Stay lean. Let complexity earn its place.
Ich beginne Projekte bewusst minimalistisch – idealerweise mit einem funktionierenden “Hello, World”. Architektur entsteht iterativ und aus echtem Bedarf. Komplexität muss sich ihren Platz verdienen.
Don’t bend the tool – bend your thinking.
Wenn wir ein Framework oder eine Technologie einsetzen, arbeiten wir entlang ihrer Prinzipien. Alte Muster auf neue Tools zu übertragen führt zu Reibung – nicht zu guter Architektur.
Lernen durch Fehler – schneller als jeder Plan.
Fehler sind keine Schande, sondern der schnellste Weg zur Erkenntnis. Wer sie ernst nimmt und transparent damit umgeht, lernt schneller als jeder Perfektionist.
Ideenvielfalt im Dialog über geniale Einzelgedanken.
Kreativität ist kein Geistesblitz. Sie entsteht durch viele Ideen und durch den Mut, schlechte im Dialog auszusortieren. So wächst Qualität – nicht durch einsame Genialität.
Pragmatismus über Prestige.
Architektur ist kein Elfenbeinturm, sondern ein Werkzeugkasten. Ich baue, was gebraucht wird – nicht, was beeindruckt.
Kultur verstehen, nicht überformen.
Als Architekt sehe ich die Entwickler als meine Kunden und hole sie dort ab, wo ihre Kultur lebt. Das Team ist das Betriebssystem, auf dem kreative Prozesse laufen – und die Architektur muss damit kompatibel sein.
Architektur ist Kommunikation.
Architekturarbeit bewegt sich auf unterschiedlichen Maßstabsebenen – wie in der Meteorologie: vom globalen Zirkulationsmuster bis zur lokalen Böe. Ich starte mit dem Satellitenbild und arbeite mich schrittweise bis zur Bodenwahrnehmung vor. So kann man auf allen Ebenen Zusammenhänge kommunizieren.
Fachlich schneiden, nicht technisch
Software sollte entlang fachlicher Domänen strukturiert sein – nicht entlang technischer Schichten. Architektur ist dann erfolgreich, wenn sich fachliche Konzepte klar im Code wiederfinden lassen. Das schafft Verständlichkeit, bessere Wartbarkeit und fördert echte Zusammenarbeit zwischen Domäne und Technik.
Quellen und Links
Viele dieser Gedanken stehen nicht im luftleeren Raum. Sie sind beeinflusst von bewährten Ideen und Prinzipien, die mich seit Jahren begleiten:
- Das Agile Manifesto, mit seiner klaren Haltung: Individuen und Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge.
- Die 12-Factor App, als Leitbild für moderne Softwarearchitektur im Cloud-Zeitalter.
- Das C4-Modell, das hilft, Architektur greifbar, erklärbar und iterativ zu gestalten.
Diese Quellen haben meine Denkweise geprägt – und sie bleiben ein wichtiger Referenzrahmen für meine Arbeit.